Proteomis-Profil

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FALLBEISPIELE

Patientin, *1977, „Fibromyalgie“

Anamnese:
Keine Vorerkrankungen
Dauermedikation: Kontrazeptiva
Familienanamnese: Großmutter mütterlicherseits hatte Diabetes mellitus, Großvater väterlicherseits Gicht
Beim Vater (BMI 27) besteht ein hypergrünes Profil im Rahmen einer Fasciitis plantaris

Beschwerdebild:
Die junge Frau vom Land arbeitet in einem Großmarkt. Sie hatte mich auf Rat ihres Vaters aufgesucht, den ich wegen einer therapieresistenten Fasciitis im Fußsohlenbereich behandelt hatte. Sie berichtete von chronischen Schmerzen im Bereich der Gelenke und zervikal ausgelösten Kopfschmerzen. Sie war wegen eines HWS-Syndroms bereits drei Wochen krankgeschrieben. Der klinische Befund war wenig erhellend. Sie hatte innerhalb der vergangenen 11 Jahre 5 kg zugenommen, das Gewicht von aktuell 57 kg bei einer Körpergröße von 158cm entspricht einem BMI von 22,83.

Laborwerte:
BSG 5 mm; Leukozyten 6.770/ml; Neutrophile 58.9 % / Lymphozyten 33.7 %; CRP 0.17 mg%; Gesamtcholesterin 251 mg%; HDL-C 84 mg%;
LDL-C 144 mg%

Das Proteomis-Profil auf der linken Seite ist das erste Profil unter Beschwerden und vor Behandlung. Es zeigt eine deutliche Abweichung der grün markierten Glykoproteine, eine hypergrüne Typologie, entsprechend einer stark aktivierten zellulären Abwehr. Das deutet auf eine silent inflammation hin. Es besteht auch eine leicht erhöhte Reaktion der rot markierten Lipoprotein-Tests parallel zu dem erhöhten Cholesterinspiegel und eine erniedrigte Reaktion der blau markierten Immunglobuline. Der dominierende Befund aber ist die Entzündung, die im Standardlabor nicht nachweisbar war. 

Natürlich hatte diese Patientin schon antientzündliche Schmerzmittel (NSAR) genommen, ohne Erfolg.

In den letzten Jahren hatte sie aber Gewicht zugenommen. Auch wenn der BMI im Normalbereich lag, die Bioimpedanzmessung zeigte  einen erhöhten Körperfettanteil. Nachdem sie durch eine Ernährungsumstellung – mit Reduktion des Kohlenhydratanteils und intermittierendem Fasten bei ausgewogenem Anteil von tierischen Proteinen guter Herkunft (artgerecht gehalten oder wildgefangen) und einfach ungesättigten Fetten – nur 3 kg Gewicht, aber 5,5 kg Körperfett abgebaut hatte, war sie schmerzfrei und blieb dies auch unter Gewichts – bzw. Körperfettkontrolle in den folgenden Jahren.

Die Kontrolle des Proteomis-Profils nach 9 Monaten auf der rechten Seite zeigt, dass das Profil schmal und die Entzündung verschwunden ist.

Zusammenfassung

Dieses Fallbeispiel ist ein deutliches Beispiel dafür, welche Bedeutung das Körpergewicht, insbesondere das viszerale Fettgewebe für hypergrüne Profile und klinische Beschwerden wie Entzündung und Schmerzen hat. Dabei sollte man die offiziellen Normwerte für Körpergewicht und BMI nicht einfach hinnehmen, sondern nach dem Körperfettanteil schauen. Wir müssen von einer individuellen BMI-Schwelle ausgehen, oberhalb derer metabolische Faktoren sich verschlechtern (also eine Insulinresistenz entsteht) oder umgekehrt – durch Gewichtsreduktion – verbessern lassen. Daraus folgt, dass die Korrelation zwischen solchen Stoffwechselparametern und der Gewichtskurve nicht linear, sondern im Bereich dieser Schwelle gekrümmt ist. Das Proteomis-Profil erlaubt es, diese individuelle Schwelle zu bestimmen.

Patientin, *1991, Übergewicht, Hashimoto-Thyreoiditis

Anamnese:
verheiratet, zwei Kinder, führt mit Ehemann einen landwirtschaftlichen Betrieb,
nach den Schwangerschaften erhebliche Gewichtszunahme,
in neurologischer Behandlung wegen „Anpassungsstörung“!

Hashimoto-Thyreoiditis seit 5 Jahren bekannt, 100µg L- Thyroxin, darunter Euthyreose bei weiter hohen Auto-Antikörperspiegeln

Beschwerden:
Sie leidet unter Stimmungsschwankungen, auch mit Angstzuständen, klagt über diffuse Bauchschmerzen und gelegentlich Durchfall. Sie hatte eine Unverträglichkeit auf Hühnereiweiss. Und: Sie möchte unbedingt abnehmen.

Das Proteomis-Profil links zeigt den Befund zu Beginn der Behandlung.
Die Reaktionen der blau und violett markierten Immunglobulinparameter stehen rechts im Hyperbereich, sind also erhöht im Vergleich zu Messergebnissen von Frauen gleichen Alters. Diese hypererge Reaktion entspricht der autoimmunen Erkrankung eines endokrinen Organs, der Hashimoto-Thyreoiditis.
Auch wenn der Schilddrüsenstoffwechsel euthyrot ist und, wie nachgewiesen durch den Gynäkologen, die Reproduktionshormone  einschließlich DHA normal sind, besteht hier eine funktionelle Dysregulation der endokrinen Achse.
Eine Thyreoiditis kann im Sinne einer Entzündung gelesen werden, aber das Proteomis-Profil ist nicht entzündlich verändert. Vielmehr stehen die autoimmune Störung und die endokrine Fehlfunktion im Vordergrund.

Therapie:
Primär wurde neben dem Hühnereiweiss (diese Unverträglichkeit deutet auf das leaky gut, das regelmäßig eine Voraussetzung einer autoimmunen Entwicklung ist) auch auf Kuhmilch- und Getreide-Protein verzichtet. Hormonelle Disruptoren aus der Nahrung, aus der Umwelt wie Plastik, Kassenzettel, Reinigungsmittel usw. wurden vermieden. Pflanzliche Adaptogene wie Ashwagandha wurden zur Regulation des Hormonstoffwechsels eingesetzt. Ausserdem gezielt ausgesuchte Pflanzen über ihre Wirkung auf die proteomischen Parameter, dazu gehören z. B. Glyzyrrhia glabra, Süßholz oder Equisetrum arvense, Ackerschachtelhalm.

Das Profil auf der rechten Seite zeigt die Entwicklung, die Standardabweichungen sind deutlich geringer und, was für die Patientin besonders wichtig ist, die Gewichtszunahme hat nicht nur aufgehört, sie hat bereits einen Gewichtsverlust verzeichnet. Auch die zuvor linksabweichenden Parameter, die unter anderem auf einen Protein- und entsprechenden Nährstoffmangel hinweisen, bewegen sich deutlich zur Mitte hin.

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