Hier einige Leseproben…..

Wenn Sie mehr lesen wollen, können Sie das Lehrbuch hier erwerben

Wie kann man die Methode der funktionellen Proteomik nach C.E.I.A. kurz beschreiben?

Die funktionelle Proteomik nach C.E.I.A. basiert auf der Beziehung zwischen den krankheitsbedingten Veränderungen im kolloidalen System des Serums  und den im Zusammenhang stehenden Veränderungen im Organismus.

Die Methode hatte von Beginn an zwei Ziele:

  • Die Diagnostik in Form einer systematischen Analyse der Fällungsreaktionen der Proteine. Mit der photometrischen Messung der veränderten optischen Dichte nach Ausflockung der Serumproteine hatte man eine Messmethode, um krankheitsbedingte feinstrukturelle Veränderungen bis auf die molekulare Ebene erfassen zu können.
  • Die Therapie mit Hilfe einer Heilmittelliste. Nicht Symptome sollen die Wahl des Therapeutikums entscheiden, sondern die Fällungsreaktionsergebnisse.

Die in den mehr als 50 Jahren seit Entwicklung der Methode zusammen gekommene Datenmenge von rund vier Millionen Profilen erlaubt folgende Feststellungen:

  • Die einzelnen Fällungstests zeigen ein verändertes Verhalten sowohl bei Krankheit als auch unter therapeutischer Intervention. Damit bietet das Verfahren zunächst einen diagnostischen Ansatz.
  • Auf Basis der parametertypischen Eigenschaften folgt der therapeutische Ansatz: Die Krankheitsentwicklung kann ebenso abgeleitet werden, wie die optimale therapeutische Antwort aus dem Heilmittelkatalog, um eine solche Entwicklung zu korrigieren oder von vorneherein zu verhindern.

Lebensalter und Geschlecht bestimmen das Reaktionsverhalten der Proteine

Glykoproteine haben einen sehr charakteristischen Alterverlauf und eine deutliche Geschlechtsabhängigkeit:

Selbst wenn man die Werte für kleinere Kinder nicht berücksichtig (wegen der kleinen Vergleichsprofilanzahlen, siehe oben), sinken beide Fälungstests, links Cetavlon und rechts Kupferacetat mit der Pubertät ab, um dann ab dem 20. Lebensjahr ein deutlich höheres Niveau zu erreichen. Das kann besonders bei Cetavlon gut nachvollzogen werden. Und bei beiden Tests liegt nach der Pubertät die Kurve der Frauen deutlich unter der der Männer. Um die Zeit der Menopause haben dann die Werte bei den Frauen das gleiche Niveau wie bei den Männern erreicht und kreuzen sogar deren Kurve mit einem leichten weiteren Anstieg. Die Fortführung der Kurve entspricht den Werten der Hochbetagten, die wegen des kleinen Vergleichkollektiv nicht berücktsichtigt werden dürfen.

Glykoproteine stehen für Entzündungsabwehr und Grundsystembelastung. Alpha-Globulin, mit dem sie korreliert sind, zeigt keine alters- oder geschlechtsabhängig. Die Glykoprotein-Parameter, die eine funktionelle Größe der zellulären Immunabwehr sind, offenbaren ein „Pubertätsloch“, d.h. in der Zeit der hormonellen Entwicklung besteht eine geringere Aktitivität der zellulären Immunabwehr. Das setzt sich bei Frauen vor der Menopause im Vergleich zu den Reaktionen der Männern fort. Daraus lässt sich in diesen beiden genannten Phasen ein Schutz vor chronisch entzündlichen Reaktionen (chronic inflammation) ableiten, während, betrachtet man den Parameter Cetavlon, die Entzündungsneigung bei Männern nach der Pubertät bis zum Lebensende auf hohem Niveau mit diskretem Anstieg anhält, bei Frauen aber diese Entwicklung erst mit der Perimenopause einsetzt. Daraus lässt sich ein erhöhtes Risiko für chronisch entzündliche Erkrankungen bei Männern zwischen 20 und 60 Jahren ableiten.

Reaktion der Glykoproteintests bei malignen Erkrankungen

Eine erhöhte Reaktion der Glykoprotein-Tests ist generell ein sensibler Marker für eine systemische Entzündungsreaktion mit zellulärer Immunantwort, weil Glykoproteine sehr wirkungsvoll mit den Zellen der unspezifischen angeborenen Immunabwehr vernetzt sind. Sie leiten Mikro- und Makrophagen an den Ort des Entzündungsgeschehen, wo sie sie weiter stimulieren und den Entzündungsvorgang steuern.

Zu Beginn einer Tumorerkrankung kann die durch Glykoproteine vermittelte zytotoxische Reaktion der Immunzellen als Versuch der Heilung angesehen werden, wie bei jeder Entzündungsreaktion auf Pathogene oder Verletzung. Aber schon in dieser Phase kommt es zur Kompromittierung der Immunzellen durch Tumorsignale, was die Entwicklung des Tumorgewebes fördert. Die hohe Mutationsrate der Tumoren führt zu strukturell veränderten Proteinen, gerade diese veränderten Proteine können sehr frühzeitig im PROTEOMIS-Profil erfasst werden.

Die molekularen Hintergründe einer Tumorzelle bedingen, dass mit steigender Tumormasse, mit hoher Teilungsrate bei gesteigerter Anabolie und insuffizienter Energieversorgung durch Glykolyse große Mengen Laktat anfallen, welche eine signifikante peritumorale Gewebsazidose erzeugen und die Reaktion der Glykoproteine verstärken. In dieser Phase des Progresses steht eine wachsende Tumormasse mit Gewebezerfall im Vordergrund und damit auch die Freisetzung von zellulären Glykoproteinen.

Die peritumorale Entzündung spielt für den Verlauf der Tumorerkrankung eine wichtige Rolle. Hier wird deutlich, dass in die Tumorentwicklung das peritumorale Milieu, die Matrix und damit die Signalproteine aus der Gruppe der Glykoproteine, einbezogen ist. In diesem Milieu findet die Regulation zwischen zellulären und humoralen Bestandteilen des Extrazellularraums statt. Nach der Lehre der Homotoxikologie entwickelt sich eine Regulationsstarre. Abgeleitet aus der geschilderten Gewebsazidose durch Laktatakkumulation ist die Tumorzelle selbst der Auslöser einer Entzündungsreaktion, die nicht wie bei einem normalen Heilungsvorgang abebben kann, sondern im Sinne einerRegulationsstarre Typ I nach Perger ständig aufrechterhalten wird.

Leaky gut, intestinale Grenzflächenstörung

Prof. Dr. med. Alessio Fasano, Boston, postulierte durch seine Forschungsarbeiten zu Zonlin, dass leaky gut eine unabdingbare Voraussetzung für Autoimmunerkrankungen ist (siehe Anhang: The Role of Gut Permeability, 2015).

  • Grenzflächen schützen vor Fremd-Antigenen. Der Mucus verhindert den direkten Schleimhautkontakt, Fremd-AG werden von sIgA im Bereich der Mucosa abgefangen. Bestandteile aus der Nahrung, die durch den Verdauungsvorgang zu kleinsten Molekülen abgebaut worden sind, werden durch die Enterozyten resorbiert und dem Organismus zugeführt und lösen so keine Antigenstimulation aus. Muss sich das Immunsystem mit Fremd-Antigen in geringem Ausmaß auseinandersetzen, werden zunächst dendritische Zellen inaktiv gehalten und T- regulatorische Zellen hochgefahren, damit keine Abwehrreaktion initiiert wird und keine epitheliale Entzündungsreaktion abläuft (orale Toleranz).
  • Der Mensch besteht aus ungefähr 130 Billionen Zellen, davon sind 100 Billionen fremde Zellen, Einzeller, die vor allem die Grenzflächen besiedeln. Die Forschung legt nahe, dass eine Veränderung in der Diversität und Zusammensetzung dieser Einzeller, der Mikrobiota, enorme Einflüsse auf die Entstehung und den Verlauf von Krankheiten generell, von Autoimmunerkrankungen im Besonderen, haben.
  • Die Lamina propria der intestinalen Schleimhaut ist durch palisadenartige Epithelzellen aufgebaut. Deren Zellzwischenräume müssen normalweise durch einen Proteinkomplex (Tight Junction) geschlossen sein. Wichtiger Bestandteil des Proteinkomplexes ist Zonulin. Die genetische Information zu Zonulin liegt auf dem Chromosom 16, veränderte Allele findet man bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (CED), Diabetes Typ I und Schizophrenie. Serumspiegel von Zonulin sind bei CED und Diabetes Typ I erhöht.
  • Ernährung und Medikamente beeinflussen die Zusammensetzung der Mikrobiota, eine Kost reich an schnell resorbierbaren Kohlenhydraten, die Einnahme von NSAR oder Antibiotika, aber auch andere chemische Stoffe hemmen das Wachstum bestimmter Bakteriengruppen im Intestinum. Das gibt potenziell pathogenen Bakterien Gelegenheit zur Ausbreitung. Diese Verschiebung im mikrobiellen Gleichgewicht, die Dysbiose, führt zu Veränderungen der Stoffwechselwege, die wichtige Funktionen der Schleimhautbiologie beeinträchtigen. Unter anderem werden die Tight Junctions geöffnet, wobei Zonulin vermehrt im Blut nachgewiesen werden kann.
  • Nicht-körpereigene Antigene, einschließlich Lebensmittelantigene wie Gluten und Mikroorganismenbestandteile, gelangen bei gestörten Tight Junctions in die Lamina propria. Das aktiviert Entzündungszellen, die Zytokine freisetzen und eine lokale Entzündung verursachen, die für die gastrointestinalen Symptome verantwortlich ist.
  • AG-präsentierende Zellen (APC) leiten die körperfremden Antigene anderen Immunzellen zu, die aktiviert werden und in weitere Bereiche einwandern, wo sie Entzündungen verursachen, die für systemische Symptome verantwortlich sind. Die Grenze der oralen Toleranz ist überschritten, Intoleranzreaktionen dominieren und entwickeln sich zu einer autoimmunen Störung.
  • Studien zum Zonulin-Antagonist AT1001 konnten zeigen, dass Symptome einer Zoeliakie und autoimmune Gewebeveränderungen mit diesem Antagonisten reduziert werden konnten, das zentrale Protein im Kontext einer Grenzflächenstörung ist also Zonulin.

Ernährung ist nicht alles – aber ohne die Ernährung ist alles nichts! 

Dieser Satz, üblicherweise über die Gesundheit im Allgemeinen postuliert, gilt, als Konkretisierung der Feststellung über die Gesundheit, für jedes salutogenetische Handeln, sei es in eigener Sache, sei es für einen Patienten.

Die Ernährung, die bis vor gut 100 Jahren einen Löwenanteil innerhalb der medizinischen Ausbildung (und der anschließenden ärztlichen Tätigkeit) innehatte, erzeugt heute meist nur noch ein Hintergrundrauschen. Gleichzeitig sind Nahrungsmittel durch eine Industrie, die es bis zum Ende des 19. Jahrhunderts noch gar nicht gab, bis zur Unkenntlichkeit verändert worden. Die dabei entstandenen Nahrungsmittelimitate haben nicht das Ziel der Sättigung, sondern geben im Gegenteil durch gezielte Hyperpalatabilität ein Versprechen, das sie angesichts ihrer Nährstoffknappheit nicht einhalten: Es entsteht Sucht, auch weil der Körper trotz extremer Energiedichte dieser Nahrungsmittelimitate hungert.

Ernährung zwischen Profit und Politik

Bedingt durch diese Entwicklung oder mindestens verknüpft mit ihr sind zahlreiche Ernährungsreligionen entstanden, die letztlich den Prozess der Nahrungsmittelverfremdung beschleunigen (und zudem die Profite einer entfesselten Industrie sichern), als Beispiele seien hier nur „vegane Bratwürste“ und „glutenfreies Brot“ genannt. Dabei entstanden ist eine Wertschöpfungskette, die von der Nahrungsmittel- über die Supplemente- direkt zur Pharmaindustrie führt. Nicht umsonst sind viele dieser Sparten unter einem gemeinsamen Dach versammelt. Hinzu kommt eine staatliche Bürokratie, die zunehmend per Dekret („Lebensmittelampel“) in die Ernährung eingreift und dabei meist Politik zur Wissenschaft erklärt. Es entsteht eine „Customer Journey“, die den „Kunden“ zunächst zum Patienten macht und ihn dann bis zu seinem Tode unausweichlich festhält.

© Copyright 2025 Internationale Ärztegesellschaft für funktionelle Proteomik e.V.